Die Tage am Strand zogen sich. Die Sonne verschwand in unbeirrbaren Abständen hinter Wolkenfeldern, und aus allen Dingen schielte die Abwesenheit der Mutter hervor. Wenn sie am Abend hinter den Dünen auftauchte, wirkte sie erschöpft. Der Umstand, dass die anderen sich ungestört am Strand aufhalten konnten, verlangte ihr täglich das Vortäuschen mehrstündiger Spaziergänge ab. Der letzte gemeinsame Urlaub der Familie liegt Jahre zurück. In diesem ersten Sommer nach der Wende würde nun alles anders werden: Livs Mutter setzt sich mit ihren Reiseplänen ins neue Ostdeutschland durch und zwischen dem politischen Aufruhr und jugendlicher Verzweiflung der Töchter und der tyrannischen Scham des Vaters zeichnet sich ein Aufbruch ab, aus einer Familiendynamik und einem starren Regime in eine unsichere Freiheit. Daniela Dröscher schildert meisterhaft die Befreiungskämpfe innerhalb einer Familie vor der Kulisse eines Landes im Wandel.