„Du wirst doch nicht zu Hause sitzen, Junge, an einem Mittsommerabend.“ Der Vater hebt das Gesicht des Sohnes an und hält es wie einen Stein in seinen Händen. „Nein“, antwortet er, „ich werde gehen.“ „Nimm mein Rad“, sagt der Vater zu dem Stein. „Es steht auf der Straße.“ Stig Dagerman war ein Ausnahmetalent unter den schwedischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Mit kurzen, kräftigen, literarischen Pinselstrichen wusste Dagerman wie kein zweiter, ein melancholisches und gleichzeitig lebendiges Bild zu zeichnen. So auch in dieser kurzen Erzählung über einen Jungen, der sich vor der Kulisse des feierlich stillen Stockholms am Mittsommerabend wie nebenbei mit der ganzen Wucht jugendlicher Zweifel, Sorge und Poesie auseinandersetzt.
Die Kälte der Mittsommernacht ist hart
Von: Stig Dagerman
Design: Beatrice Jansson
Übersetzer*in: Gisela Kosubek
Seitenzahl: 24