„Wo bist du denn jetzt? Wenn du nicht mehr in Berlin bist?“, fragte Juliane, vielleicht, um den Abschied oder die Einladung zu sich nach Hause oder zu ihm ins Hotel hinauszuzögern. „Friederikenburg“, sagte Carlo. „Das klingt so nett, denke ich jedes Mal, wenn ich das in den Verkehrsmeldungen höre. Wo ist das nochmal genau?“ „Südliches Niedersachen“, sagte Carlo und musste selber lachen, weil es sich anhörte, als wäre südliches Niedersachsen irgendwie besser als irgendein anderer Teil von Niedersachsen. Das Klassentreffen ist ein Drahtseilakt: Natürlich ist Carlo inzwischen erwachsen. Job, Kinder usw. Irgendwie fühlt sich alles aber auch so an wie früher. Die gleichen Jungs, die gleichen blöden Sprüche. Dann ist da noch Juliane. Und auf einmal das Gefühl, vielleicht an das Glück vergangener Zeiten anknüpfen zu können. Ein Neuanfang, in einer Stadt weit weg von Berlin? Till Raether schreibt mit Humor und großer Zuneigung von der kleinen Großstadt, von Zukunftsträumen im Abendlicht und vom abgeschminkten Alltag. Schlichtweg: vom Zweifeln und vom Verteidigen der eigenen Entscheidungen, in der Mitte eines ganz normalen Lebens, in einer ganz normalen Stadt.