Er ist jetzt Tourist. Die zehn Jahre, die er hier verbracht hat, werden ihnen an diesem Wochenende keinen Vorteil verschaffen, das versteht er erst jetzt, als er über Ottos Kopf hinweg Esther ansieht, die erwartungsvoll hinaus auf die auftauchende Stadt schaut. Es war ihre Idee, hierher zu kommen, an seinen Geburtsort, über den er nur spricht, wenn man ihn danach fragt. Richard lebt schon lange nicht mehr in der Stadt, in der er geboren wurde. Mit eigener Familie läuft er nun durch die Straßen und Gegenden, mit denen er diffuse Kindheitserinnerungen und gleichermaßen das Gefühl mütterlicher Liebe und großer Einsamkeit verbindet. Meisterhaft gelingt es Jackie Thomae, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich melancholische Unsicherheit mit dem forschenden Interesse an den eigenen Wurzeln und der eigenen Identität mischt – und der Schwierigkeit, andere Menschen an dieser Ambivalenz teilhaben zu lassen.
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